Bei der Premiere des Ironman in Hamburg verschlug es auch einige Triathleten aus der Taunusregion in den hohen Norden. Der Schwimmclub Oberursel ging mit drei Herren und einer Dame an den Start.
Gerade noch rechtzeitig hatte Petrus ein Einsehen und blies am Sonntagmorgen mit kräftigem Wind die Regenwolken fort
, die die letzten Tage vor dem Wettkampf das Wettergeschehen geprägt hatten. Pünktlich zum frühen Start ab 6:50 Uhr strahlte die Sonne vom Himmel so dass die Taunustriathleten gemeinsam mit über 2.000 weiteren Starter/innen nach und nach in die Binnenalster stiegen. Der Rolling-Start sorgte dabei für recht entspannte Bedingungen in dem mit unter 20°C frischen bräunlichen Gewässer. Die Orientierung fiel allerdings nicht jedem leicht. Gegenlicht und sparsam angebrachte Bojen erschwerten das Finden der Ideallinie und des richtigen Brückenbogens zwischen Binnen- und Außenalster. Ein kurzer Landgang am Jungfernstieg sorgte für klare Sicht und eine kurze Unterbrechung der Bewegungsmonotonie bevor eine weitere kleine Schleife in der Binnenalster geschwommen werden musste.
Als schnellster SCOler erklomm Benedikt Küstermann bereits nach 57:01 Minuten die Treppen in der Kleinen Alster am Rathausmarkt. Vielleicht wäre hier ohne Orientierungsprobleme und die Kollision mit einem entgegenkommenden Schwimmer noch mehr drin gewesen ? Mit Abstand folgten Claudia Richter, 1:06:04 Stunden, Jürgen (Josi) Bork, 1:12:09 Stunden und Günter Buttgereit, 1:34:49 Stunden.
Knapp 800 m barfuß galt es im Anschluss durch die sehr langgestreckte Wechselzone am Ballindamm zu bewältigen, was zu recht üppigen Wechselzeiten führte. Zusätzlich setze manch eine Teilnehmerin beim Umziehen auf viele wärmende Schichten, da 13° C Außentemperatur die Komfortzone doch sehr deutlich verfehlten. Es sollen sogar Wollsocken zum Einsatz gekommen sein…
Auf dem Rad war es wieder Bene, der mächtig auf die Tube drückte. Unbeeindruckt von strammen zum Teil böigen Winden, die in der zweiten Radrunde noch an Stärke zunahmen, spulte der M35er den erstaunlich profilierten Rundkurs im Süden von Hamburg mit Wendepunkt an der Wechselzone ab. Schilder am Straßenrand mit der Aufschrift „Hamburg hat keine Berge“ entpuppten sich als Schwindel ?. Die Angaben in der Streckenbeschreibung (1.000 Höhenmeter) erwiesen sich leider als genauso korrekt wie die zwei zusätzlichen Kilometer. Einen besonderen Härtetest stellte die extrem windexponierte Köhlbrandbrücke dar, auf der zahlreiche Höhenmeter gesammelt wurden und auf der der Wind dummerweise auch noch direkt von vorne blies.
Nach 5:02:52 Stunden hatte Bene die 182 km abgearbeitet und begab sich auf den Weg zu seinem Laufbeutel. Alle anderen waren zu diesem Zeitpunkt noch lange am Strampeln. Josi hatte es eine halbe Stunde später geschafft, 5:32:02 Stunden, während die winterlich eingepackte Claudi (6:05:19 Stunden) und Günter (6:06:32 Stunden) noch über eine halbe Stunde länger beschäftig waren. Claudia kämpft zu Beginn des Radfahrens mit einem Oberschenkelkrampf, der nach einer kurzen Pause auf einer Verkehrsinsel, Dehnübungen und locker weiter Treten glücklicherweise ein erträgliches Niveau annahm. Insgesamt waren die Radzeiten nicht besonders flott aber die SCOler mental stark genug sich davon nicht irritieren zu lassen.
Die vier flachen Runden um die Binnenalster und entlang der Außenalster ließen sich nach dem zehrenden Radefahren erstaunlich gut laufen. Alle SCOler fanden gut in Tritt. Die Bedingungen waren durch gemäßigte Temperaturen für die Abschlussdisziplin ideal.
Bene konnte sein hohes Anfangstempo zwar nicht ganz halten, produzierte aber mit 3:27:03 Stunden eine für ihn passable Marathonzeit. Sehr zufrieden stürmte er schon nach 9:35:48 Stunden als 16. der mit 289 Finishern stark besetzten M35 ins Ziel, 76. Mann von 1.738!
Josi wurde leider gegen Ende der dritten Laufrunde von unerträglichen Stichen im Knie heimgesucht, die ihn auf der vierten Runde ausbremsten. Ein Vorwärtskommen war nur noch im Wechsel von Gehen und Laufen möglich. Die angepeilte Laufzeit rückte dadurch in weite Ferne. Den Zielbogen am Rathausmarkt erreichte Josi nach 10:53:18 Stunden, Marathonzeit 3:56:43 Stunden, wobei er es sich nicht nehmen ließ im Zielkanal dem Sprecher das Mikro zu entreißen und sich mit einem lautstarken „DANKE HAMBURG!“ für eine rundum gelungene Veranstaltung zu bedanken. Von den 302 Herren der M50 erkämpfte sich Josi Platz 57, 556. Mann.
Claudi hatte sich für ihre fünfte Langdistanz keine ambitionierten Ziele gesteckt, sondern wollte den Wettkampf möglichst ohne Druck finishen. Getreu dem Motto „Langdistanz ist eh nix für mich“ gab es außer dem Beachten des Bauchgefühls auch kein angepeiltes Lauftempo oder irgendeine Planung/Pacing Strategie. Mit einer Laufzeit von um die 4:30 Stunden hatte sie allerdings aufgrund der Erfahrungen der letzten Langdistanzen gerechnet. Umso erstaunlicher war ein verhältnismäßig flottes Anfangstempo, dass sich dennoch locker anfühlte. Trotz Bauchkrämpfen in der zweiten Runde gab es keinen krassen Leistungsabfall wie sonst üblich. Ein Boxenstopp und die Umstellung der Ernährung auf verdünnte Cola, Salzwasser und Obstschnipsel brachten Linderung, so dass die normalerweise schlimmste dritte Runde wieder beschwerdefreier wurde. In Runde vier zeigte die Uhr bei Km 39 ca. 3:40 Stunden an. Auch wenn Kopfrechnen in einem solchen Stadium kaum noch möglich ist, wurde „Eva Zwerg“ hektisch, da plötzlich eine Marathonzeit von unter vier Stunden möglich erschien. Und tatsächlich, nach einem beherzten Endspurt blieb die Uhr für Claudi nach 3:59:23 Stunden und einer Gesamtzeit von 11:28:27 Stunden stehen. Damit hatte sie ihre bisherige Langdistanz-Marathon-Bestzeit um 25 Minuten unterboten! Die Endzeit war kurioserweise nur 21 Sekunden langsamer als die bisherige Bestzeit (Challenge Roth 2013, 11:28:06 ?). In der W40 bedeutete dies Platz 11 von 51 Finisherinnen, 64. Frau von 256. Große Freude und Stolz machten sich im Athleten Garten breit.
Günter spulte den Marathon ähnlich souverän ab wie seine jüngeren Vereinskollegen, 4:11:54 Stunden. Nach 12:08:27 Stunden riss er als 11. der M60 und 1154. Mann im Ziel die Arme nach oben.
Aus den Nachbarvereinen waren noch mindestens zwei weitere Athleten am Start.
Matthias Landsee vom RFC Oberstedten finishte nach 10:35:31 Stunden als 37. der M50 und 404. Mann. (Schwimmen 1:08:10, Rad 5:25:28, Laufen 3:51:04)
Dirk Achterberg vom Bad Homburger Schwimmclub kam nach 11:26:10 Stunden als 106. der M50 und 823. Mann ins Ziel. (Schwimmen 1:16:04, Rad 5:51:50, Laufen 3:59:45).
Alle Taunustriathleten waren sich am Ende einig, dass der Ironman in Hamburg eine Reise wert war und durchaus zur Nachahmung empfohlen. Die Veranstaltung war gut organisiert, die Stimmung am Streckenrand motivierend und die Strecken selber auch sehr schön. Das kühlere Klima war für die meisten Teilnehmer wohl auch eher von Vorteil.
Bleibt abzuwarten, ob sich diese Veranstaltung fest im Rennkalender etablieren kann. Nach dieser gelungenen Premiere spricht zumindest aus Sicht der Hessen nichts dagegen ?
Vielen Dank an Claudia Richter für das Schreiben des Artikels